2
Sep
2015

Nichts Neues

Haigha drehte sich verschlafen und verkatert zur Seite. Sein Handy klingelte um 8:30 morgens und seine Ex rief an. Das war nicht normal.

"Ja? Was ist denn?"
"Cody wurde überfahren. Cody wurde überfahren. Wir fahren jetzt ins Krankenhaus."

Die Pointe war ausgesprochen und das Krankenhaus war es nicht. Er war tot, das war klar. Sonst würde der Witz nicht funktionieren.

"Witz" bedeutet in diesem Fall das Wesen der Situation, in der Haigha sich schon immer befunden hatte. Wie in einer "Verstehen sie Spaß?"-Dauerschleife. Der Wiederholung entsprechend empfand Haigha die Situation auch nicht mehr amüsant, sondern nur noch nervtötend. Und wie das mit schlechten Witzen so ist, man versteht sie, findet sie aber nicht lustig. Jaja, es gab eine gewisse Ironie, weil er das Tier für ein einziges Wochenende mal seiner Ex ausgeliehen hatte. Es war auch deshalb schwarzhumorisch, weil zu diesem Zeitpunkt das vierbeinige Wesen alles war was Haigha hatte. Haha, sehr witzig. Man löst einem seeuntauglichem Schiff den letzten Anker auf einem Meer mit schlechter Wettervorhersage.

Cody starb dann natürlich im Krankenhaus. Haigha hatte kein Interesse dran gehabt ihn nochmal zu sehen. Ist gut, ist erledigt. Machen wir uns nichts vor. Er ist weg. Warum noch seinem Todeskampf zusehen? Vielleicht können wir uns ja einander als etwas gegenseitig Ergänzendes erinnern, und nicht als die Krüppel die wir am Ende eigentlich sind oder waren.

Cody war ein komisches Tier gewesen. Immer willig seinen Träumen nachzurennen, meistens in Form von Hasen oder Bällen. Er war nie ein besonders gehorsamer Hund. Wenn ihn der Trieb überkam, konnte er sich nicht zurück halten. Auch deshalb machte Haigha seiner Ex keinen Vorwurf. Das Tier starb im Charakter.
Aber man war trotzdem beste Freunde geworden und hatte sich einen Alltag eingerichtet. Man schlief im selben Bett, manchmal praktisch Arm in Pfote, aß zusammen, ging zusammen spazieren, mehr noch, manchmal unterhielt man sich miteinander und kam auf die selben Ideen. Wenn man Cody zu einem Archetypen machen wollte, so wäre er sicherlich "Flucht" gewesen. Das heißt hier, daß er immer rannte um seiner Vergangenheit zu entkommen, aber nie zurück schaute, ob sie ihn noch verfolgte. Er war in einer Tötungsstation gewesen, für mehrere Monate. Die Adoption hatte ihn vor der Giftspritze bewahrt. Am ehesten rannte er noch von seinem 1x1 Meter großen Gefängnis.

Haigha hatte nicht geweint oder getrauert. Reaktionen, die man vielleicht erwarten würde. Ihm wurde ein Bein gestellt und er war gestolpert. Haha, sehr witzig.
Haigha trat sofort den Heimweg an und rief auf diesem seinen Mitbewohner an und fragte ihn, ob er vielleicht für diese Nacht das Haus verlassen könnte, weil der Hase das Gefühl hatte, er müsse alleine sein.
Dieser wurde ihm erfüllt und Haigha saß in tiefster Nacht betrunken vor den Fotos seines Freundes. Ernsthaft? Ganz ehrlich? Wo bleibt der schlechte Comedian, der plötzlich in den Raum stürmt und den Blödsinn auflöst? Wo bleibt der denn?

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