12
Sep
2015

#15

Nach den vielen Monaten des Biertrinkens kehre ich nun endlich zu meinen Wurzeln zurück. Wein und Cola. Abartig, günstig, wirksam.

Und was für ein Abend das zu zelebrieren. Das neue Medikament ist Übelkeit induzierend und damit den Konsum erschwerend.
Bisher waren die ganzen Medikamente gegen Psychosen gerichtet. Quetiapin von 300+ ist als solches verpflichtet. Das bleibt auch für die Abendstunden bestehen, aber für das Frühstück betritt nun noch Venlafaxin 150 den Raum. Nicht zu viel, aber ich habe auch keine starken Depressionen.

Ich habe wirklich versucht Sachen wie Tavor zu provozieren, indem ich die Angstzustände erwähnte. Das wurde leider nicht bemerkt. Meine Suchtgeschichte war leider zu offensichtlich für den Psychiater, um mir noch eine sanftig-wohle Benzosucht zu bescheren. In sechs Wochen treffen wir uns wieder und ich werde es auch gleich nochmal probieren.

In der Entgiftung bekommt man Tavor ob mal will oder nicht. Es wird gegen mögliche Krämpfe, also Tremor, eingesetzt. Ich habe schnell gemerkt, daß ich eine paradoxe Wirkung drauf hatte. Aggression und Angriffslust waren die vordergründigen Emotionen des Rauschs.
Was geht da der Typ hinter unserem Auto her, während wir ausparken wollen? Hup! Hup! Ey, verpiss dich! Soll ich raus kommen und dir aufs Maul hauen?

Quetiapin machte immer schnell müde. Es erzeugte einen Rausch. Das neue Medikament war nicht wirklich merklich. Übelkeit war ein besonderes Merkmal. Ganztägliche Übelkeit.

Ich nehme gerne Magnesiumtabletten dazu. Hilft gegen Krämpfe und fühlt sich irgendwie richtig an.

Früher habe ich mich immer gegen Drogen in dieser Form gewehrt. Heute bin ich fast interessiert. Es ist mir egal. Das einzige was mich interessiert ist, zu beobachten wie es auf meinen Geist wirkt. Der Gedanke, praktische Psychonautik betreiben zu können.

Fortsetzung folgt.

Pubertät

Haigha hatte schnell gemerkt, daß er Umwege brauchte um bei Frauen zu landen. Die Erfahrung machte deutlich, er musste erst mit einer Frau reden, bevor er sie erobern konnte. Das funktionierte im Alltag sehr schlecht, deshalb begab sich Haigha in die damaligen Weiten seiner virtuellen Welt. Das war der Teletext-Chat.

Für die, welche heute nicht mehr begreifen was das ist. Für alternative Jugendliche gab es einst den Sender VIVA2 auf welchem alternative Musik lief. Auf diesem wiederum gab es einen Teletext-Kanal, welcher für die Gothics und Satanisten gedacht war. Die Menschen hießen dort "Vampunk", "And One" oder "Alexiel". Haigha nannte sich damals "J.Voorhees", alle 10 möglichen Zeichen ausnutzend. Auch beendete er jede seiner Nachrichten mit der Phrase "kihihill...hahaha..." in Anlehnung an den Film.
Tatsächlich war jede einzelne Nachricht an diesen Chat sehr teuer und bedeutete, daß Haigha damals sein kleines Ausbildungsgehalt manchmal mit 50 Mark pro Tag belastete.
Das Alleinstellungsmerkmal funktionierte. Haigha, beziehungsweise Jason, bekam schnell bestimmte Bekannte. Persönlich wurde es mit einer Benutzerin namens "Issues". Haigha würde erst sehr viele Jahre später verstehen, welch großartige Person er hier kennengelernt hatte.
Diese frühe Bekanntschaft war unheimlich sexuell. Man verbrachte Nächte miteinander, im Gespräch über die jeweilige Selbstbefriedigung, als bei ihr die Tür aufgeworfen wurde, der Vater ihr das Telefon aus der Hand riss, welches erwiesenermaßen mit.....befleckt war. Das war nur einer der Höhepunkte. Für Haigha ein regelrechter Rausch.
Und dann kam "PoisonGirl" in Anspielung auf den damaligen HIM-Song.
Haigha war verwirrt. Zwei Frauen wollten ihn? Sex ging gegen Liebe ins Feld und er ließ letzteres gewinnen. Nicht ohne Konsequenzen. Issues weinte in den Chat welch böse Person er war und hatte recht. Jemand, der wählen konnte. Ein Enttäuscher. Ein Bestimmer. Ein Fiesling.
Es war zu der Zeit noch üblich sich einander Briefe zu schreiben und bei den wenigen Seiten ging es so viel Drama wie möglich zu etablieren. Issues schickte Haigha einen Brief, zum Teil geschrieben mit Blut. Das war toll. So toll. Haigha war wieder verwirrt. Was auch immer der Brief tatsächlich sagte. Mit Blut? So toll.

Poisongirl. Für 18 Monate Achterbahn. Haigha hatte Besitzansprüche und Regeln, welche unmöglich waren. Mehr Schmerz als Liebe. Wir haben es versucht.
Ich mochte wie du versuchst hast mich zu verstehen. Meine irrsinnige Eifersucht, den Hass gegen deine Verfehlungen, das Drama, meine Irrationalität an sich. Du hast es versucht.

Zehn Jahre später kamen Issues und Haigha wieder zusammen. Beide waren traurig und erwartungsvoll. Auch hier wurde wieder alles textlich verarbeitet. Man ersann sich eine Welt.
Es gab ein Kino, mit allen erdenklichen Sitzen, wobei alle frei waren und der Film lief, den man gerade ersann. Vor den Türen gab es Therme und eine Sauna, daneben Duschen. Alles für die beste Erholungstour reserviert. Nacktheit war normal. Die wichtige Größe der Burg war aber der Innenraum. Ein Saal, prall gefüllt mit Decken und Kissen. Ein Glasdach thront die Räumlichkeit, wobei das Wetter bestimmbar ist. Dabei sei gesagt, daß es immer bei starkem Regen blieb. Das Schloss wurde getragen von einer Schnecke und war in Form einer Erdbeere.
Issues war ein bestimmter Typus. Sie war wunderschön. Und sie liebte Sex. Die Nächte waren sehr schön. Es war mehr als das was es erschien. Es war eine Umarmung von zwei Fehlern. Die Augen, eine Geschichte.

Heute aber kennt Haigha nur noch Poisongirl. Die Beziehung ist merkwürdig. Sie besteht aus Zurückhaltung und Nostalgie. Beide wollen immer an die wilden Geschichten denken, möchten aber nicht die Karten auf den Tisch legen. Wie früher, es passiert also praktisch nichts. Was kann man sagen? Haigha war betrunken und hatte des nachts davon geträumt, daß sein Stiefvater mit Poisongirl in die Badewanne steigt und ihn selbst auslacht. Irrationale Traurigkeit? Poisongirl machte keinen Unterschied. Da waren offene Arme auch für den Unsinn.

Haigha ist ein unerträgliches Wesen.
logo

Märzhases Tagebuch

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Ich bin jetzt bei
https://0179f1.wixsite.com /website Stromert bitte...
Märzhase - 21. Mär, 00:41
#25
Haigha war betrunken. Dreiviertel betrunken könnte...
Märzhase - 24. Feb, 23:17
#26
Wusstest du eigentlich das J tot ist? Nein, woher...
Märzhase - 24. Feb, 23:01
Und so
Meine Wochenende verbringe ich mit dem Sturz in den...
Märzhase - 8. Feb, 22:23
<3
Life in a nutshell. And yet the squirrels won't digest...
Nighfothelepus - 16. Mär, 15:13

Links

Suche

 

Status

Online seit 3763 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Mär, 00:41

Credits


Alltag
Altes
Grundlegendes
Tag
Unsinn
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren