8
Okt
2015

Wounds and Scars

Haigha saß in seinem Zimmer und dachte nach. Eben war er noch mit Freunden auf dem Fußballfeld gewesen und seine Freundin hatte ihn angerufen und gesagt, daß es vorbei war. Das kam nicht wirklich als Überraschung. Haigha war ein schrecklicher Freund gewesen. Ein fleischgewordenes Drama. Die ganze Beziehung war eine Achterbahn gewesen mit sehr viel Übelkeit. Sie sagte, es sei das beste für beide und sie hatte recht.
Jedoch, es war Haighas erste lange Beziehung gewesen. Etwa 18 Monate. Und schlimmer noch, man ging nicht auseinander, weil man sich nicht mehr mochte.
Haigha schaute Jahre später auf einen der Briefe, die er mal von A bekommen hatte. Der erste Satz war: "Du bist immer so traurig. Eigentlich untröstlich." Gut erkannt.
Eistee und Wodka waren das Getränk in der Zeit. Man mag es kaum glauben. aber bisher war Haigha das so genannte Frusttrinken fremd gewesen. Und um ehrlich zu sein, das war es auch nicht. Es war selbstverletzendes Trinken. Als würde man seinem Gehirn eine harte Rechte geben wollen. Geschieht dir recht, du dämliches Ding.
Das waren Haighas alte Zeiten der Selbstverletzung. Hier gab es einen Grund. Allerdings fand er sich hier auch, denn hantierte er von Anfang an nicht mit Klingen, sondern mit glühenden Nadeln. AM steht seit dem auf seinem Unterarm, die Initialen der damaligen Liebe.
Sie fand das immer sehr kurios, doch machte es gleichzeitig klar, daß sie es auch irgendwie romantisch fand.

Mit L war Haigha länger zusammen, nahezu 30 Monate lang. Eigentlich eine lange Zeit. Haigha war nie mit den Eltern seiner jeweiligen Freundinnen gut ausgekommen, bis auf Ls. Man traf sich sogar später nochmal auf einen Kaffee. Andere Eltern erkannten Haigha meistens als das was er war. Jemand, der Menschen, in diesem Fall den Töchtern, nicht gut tat.
L verließ Haigha gleich zweimal. Beim ersten Mal war Haigha in seiner zweitägigen Abschlussprüfung. L rief ihn an und sagte, daß es vorbei sei. 3 Flaschen Rotwein später lehnte Haigha sich aus seinem Bett und erbrach sich in sein Zimmer.
Man kam wieder zusammen. Aber der Schaden war angerichtet. Haigha hatte ein LB in seinen linken Unterarm gebrannt. Ls Freunde sahen das mit einer Faszination und Unbeschwertheit, die ihn später noch oft verwundete. War das nicht irgendwie problematisches Verhalten?
Es war Haighas Leben durch und durch. Seine Innenwelt war in krasser Differenz zur Außenwelt.
"Und, wie war die Klassenfahrt?"
"Ich habe dich irgendwie gar nicht vermisst."
"Lass dich drücken."
Nein, Haigha. Es gibt Probleme."
"Entscheide dich jetzt."
"Ich weiß es nicht."
"Raus aus dem Auto. Machs gut."

Ab hier war die Selbstverletzung ein ständiger Begleiter. Ohne Grund brannte sich Haigha 23 Wunden in den Unterarm. Freunde begannen Zigaretten auf seinem Arm auszudrücken und es war ihm egal. Naja, eigentlich nicht. Es war ihm willkommen.

Haighas dritte und letzte Freundin hatte Probleme mit Zwangsgedanken, was anfangs oft für Probleme sorgte. Eigentlich ist es so nichtig, aber im Irrsinn der Liebe mögen solche Sachen nicht nur großen Raum einnehmen, sondern auch selbstbestätigend sein.
Eines Abends nahm Haigha eine Schere in die Hand, presste seine Haut zusammen und schnitt den gepressten Hauthügel ab. Das Ergebnis war eine tiefe und klaffende Wunde, welche sich nicht entschied von alleine zu heilen. Haigha war bei Bekannten, als diese sahen, daß eine riesige eitrige Wunde an seinem Oberarm speite. Es gab Salbe und einen professionellen Verband. Aber keine Bedenken. Auch hier taten alle wieder so, als wäre Haigha von einem wilden Tier angefallen worden.
Hallo? Ich schneide mir Stücke aus meiner eigenen Haut. Das klingt doch schon fies. Oder nicht? Ich will ja keine Aufmerksamkeit provozieren, aber ihr die es wisst? Wollt ihr mal mit mir reden? Nein? OK.

Danach war Haigha über viele Jahre nicht wirklich selbstverletzend. Wobei, doch. Er war ständig besoffen. Ständig. Und selbst da gab es den ein oder anderen Schnitt, den ein oder anderen Schuss.

Heute ist das Hobby. Haigha ist niemand, der das impulsiv macht. Ich könnte mich am Wochenende mal selbst verletzen. Aber wie? Pistole? Messer? Verbrennen? Wie wäre es mal ein Glas zu zerschmettern und sich mit den Scherben zu schneiden? Naja, mal sehen.

Mittlerweile ziert Haighas Körper sein Lieblingssymbol der Spirale. Er genießt aber auch jede neue Wunde und das Blut. Manche Wunden öffnet er und sieht die geschossenen Projektile in seiner Haut stecken. In der Klinik hatte man ihm eins entfernt, ein Röntgen wurde aber nicht mehr unternommen. Da gäbe es eine Menge zu finden.

"I am not insane, I am angry. I killed because people like me are mistreated every day. I did this to show society, push us and we will push back. ... All throughout my life, I was ridiculed, always beaten, always hated. Can you, society, truly blame me for what I do? Yes, you will. ... It was not a cry for attention, it was not a cry for help. It was a scream in sheer agony saying that if you can't pry your eyes open, if I can't do it through pacifism, if I can't show you through the displaying of intelligence, then I will do it with a bullet." - Luke Woodham

Jeder Stich, jeder Schlitz, jeder Schuss, jede Verbrennung...

Forever Grey - Wounds and Scars

https://www.youtube.com/watch?v=t_1OwkGu30A
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