20
Feb
2021

#26

Wusstest du eigentlich das J tot ist?

Nein, woher auch? J hatte sich unregelmäßig gemeldet. Haigha wusste dass sie neulich mal in Neuseeland gewesen war. Sie hatte tolle Fotos gepostet in denen sie breit lächelnd Schafbabys in den Armen hielt, auf Pickups mitfuhr und die Landschaft genoß. Was man eben so in Neuseeland anstellen kannte, dachte sich Haigha.

Aber düster war es ihr ergangen. Haigha wusste das.
Sie hatte ihn mal gefragt wie er seinen Schmerz schluckt und Haigha hatte Alkohol empfohlen. Sie lehnte ab, habe sie bereits versucht.
Aber sie wollte vorbei schauen. Wollte auf dem Boden sitzen und Haigha zuhören. Das fand sie doch immer so toll. Sie mochte es ihn reden zu hören.
Sie hatte ihm mal ein eigenes Buch geschrieben, die besten Unterhaltungen der beiden aus Chats und der Erinnerung handschriftlich zu Papier gebracht.
Das Buch war in Haighas Laptoptasche als diese geklaut wurde. Was für ein Klischee. Der böse Dieb der den teuer gewordenen Schatz als wertlos betrachtet und gleich entsorgt. Aber gut, so war es sicherlich gewesen. Bis heute, sehr schade drum.

Es hätte bestimmt was werden können mit den beiden, aber die Sterne standen unheimlich schlecht.
M&M sowie Js Erziehung standen im Weg.
M1 war arg eifersüchtig. Sie fand Haigha selbst ganz gut und war verärgert über Js und Haighas Gebendel bis zu dem Punkt dass sie die beiden gegeneinander aufbrachte.
M2 war auch schwer eifersüchtig, duchsuchte sogar mal Haighas Handy in der Vermutung dass sich Turteleien geschickt würden. So ein Blödsinn. Diese Verbindung stand außerhalb dieser ganzen Liebesscheiße. Diesem verfickten Besitztum.
Jedoch, was sicherlich am schwersten wiegt war die Tatsache, dass J mal M1 sagte dass man Haigha niemals ihren Eltern vorstellen dürfte. Volle Breitseite. Eigentlich egal, traf damals aber trotzdem hart, vor allem weil M1 es natürlich sofort schadenfroh erzählen musste.
J und Haigha trafen sich dann nochmal und fuhren gemeinsam zu einer Burg, stiegen hoch und blickten in die Ferne. Beide wussten dass es vorbei war. Man sprach sogar verlegen drüber.

"Es wird nie mehr wie früher, stimmts?"
"Nein, niemehr."

Sie war nach Berlin gezogen. Berlin, wo man viel erlebt. Wo die Welt groß ist und das ganze Erleben sich in Intensität überschlägt. Oder so. In der Art.
Ein unbeaufsichtigt gelassenes Glas wurde ihr Verhängnis. Mit einem unangenehmen Gefühl im Unterkörper wachte sie in einer fremden Wohnung auf, völlig ohne Erinnerung.
Ihre Freunde wollten gegen den Freundesfreund Anzeige erstatten, aber sie wollte nicht. Keine Kraft, keine Lust.

Unwillig gefickt zu werden ist schlimm genug, schlimmer, so sagte sie mir, war die Reaktion ihrer Bekanntschaft.
Sie war in einer christlichen Sekte aktiv, die sich sicher war, dass jeder gefickt gehört der überhaupt Räumlichkeiten betrat wie sie es tat. So läufts. Dummes Mädchen. Klar fickt dich jemand in deiner Ohnmacht wenn du abends eine Bar aufsuchst. Dummes Ding.

Sie hatte mir schon gesagt, dass sie Tabletten und Alkohol gewählt hatte um das Leben hinter sich zu lassen. Eines Tages funktionierte es wohl.

Haigha stand da während ihrer Beerdigung. Ist doch alles egal. Aber Haigha würde niemals mehr mit ihr reden können. Sie war weg. Es gab keine Optionen. Tot, weg.
"Nein, niemehr."
Ihr Bruder ergriff dass Wort und sagte, dass er sauer sei dass sie ihn und die ganze Familie alleine auf der Erde zurückgelassen hatte. Du Arschloch. Monster. Sie hatte immer bedauert dass ihre ganze Geschwisterschaft so viel erfolgreicher war als sie. Sogar nach dem Tod haben sie dich noch ausgestochen, Jo. Du warst so viel besser als die. Du warst gescheit, tiefgründig, verdreht. Anders als Haigha, aber schön. Nicht äußerlich, also auch. Einfach schön.

Haigha, N und M1 saßen später beim örtlichen Bäcker. M hatte vergessen den Eltern das gesammelte Geld zu geben und gab es für Kaffee und Süßspeißen aus. J hätte das garantiert auch lustig gefunden.

Jo, schlaf gut. Ich werde dich nie vergessen und an dieser dir gewidmeten Stelle gilt dir zweierlei. Ein Zitat und das Lied dazu:

"Well I want a better place or just a better way to fall."

https://www.youtube.com/watch?v=xr_B2IOUYSw

#25

Haigha war betrunken. Dreiviertel betrunken könnte man sagen. Party-Betrunken, lustig betrunken, unpeinlich betrunken.

M war drauf und dran mit N zu bendeln. Haigha hatte damit wenig zu tun. Er war den ganzen Abend über die Feierlickeit geirrt. Irgendwie war es langweilig.

M fragte Haigha nun ob er wisse dass sie sich hätte eine Beziehung vorstellen können.
Klaro. Man hatte jahrelang zusammen gelebt. Eine WG lediglich. Aber schon intim.
Haigha konnte nicht umhin an die eine Szene zu denken. Man war zu dritt in der Sauna, J, M und Haigha. Er lag da und genoss schon vor dem ersten Aufguss die erste Hitze als J. ihm das Handtuch runter zog.
Ein schwacher Scherz der M besonders getroffen haben muss. Sie war nie sonderlich sexuell, dennoch da einem Mensch entsprechend gepolt. Sie sagte Haigha danach öfters dass sie seinen Schwanz gesehen habe.

Es gibt keine Relationen, wie auch immer die Wellen schlagen.

Haigha war fasziniert als M ihm neulich, Jahre später, sagte dass er anstrengend und immer ein schwieriger Mensch gewesen sei.

"Aha, aber was genau? Ich bin schwierig?"

H sagte wörtlich: "Du ist ein Mensch von vielen Gesichtern und es ist anstrengend zu wähnen wo man gerade ist."

Schmeichelhaft, sehr schmeichelhaft.

M. war da härter mit ihren 6 Punkten:

1. Dein Alkoholkonsum

Dazu gibt es nichts zu sagen. Haigha war damals viel schlimmer. Er liebte Alkohol, es war seine Droge. Er brauchte und wollte es.
Ms Eltern hatten nach dem Aus mit ihrer Schwester N mal gefragt was Haigha so treibe und sie antwortete nur "Trinken". N hatte ihm das später erzählt. Irgendwie beleidigend. Korrekt, aber beleidigend.

2. Damals keine richtige Zukunftsperspektive

Die hat er heute auch nicht. Klar, einen Job mit hoher Verantwortung und guter Bezahlung. Soll heißen, keine Zukunftsperspektive.
Aber ja, warum anders zu deuten? Wer glaubt dass Gehalt und berufliche Integrität eine Bedeutung haben muss wissen was Zukunft bedeutet.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war immer nur der Dauersturm in Haighas Kopf gewesen. Die sich überschlagenden Wellen, wo die eine Aufbäumung gleich von der anderen abgelöst wird.
Haigha hat keine "Zukunftsperspektive". Der Hase hat seine Ventile, Dämme und Mauern. Die sind das was gerae herrscht, alles voller Brüche. Zukunft ist ein Sack Reis, ein Missverständnis, eine Diagnose oder ein Unfall. Perspektive ist ein Tiger im Busch.

3. Super dickköpfig; willst deinen Willen immer durchsetzen und bist oft pissig wenns nicht klappt.

Eines Tages saß sie auf Haighas Platz, einem Sessel vor dem WG-Fernseher. Wütend, so wütend wurde er. Sogar bei Aufforderung verlass sie den Platz nicht. Scheiß auf den Platz, aber was soll das?
Man sprach nicht miteinander. Tagelang nicht.
Darauf spielt sie wohl an.
Aber ansonsten? Keine Ahnung. Vielleicht stur. Kontrollfreak? Eventuell. Kann sein.

4. Diskussionen mit dir können echt anstrengend sein

Oh, das kann sein. Haigha hielt sich tatsächlich für schlau, interessant zumindest. Die Sache ist die, er kann sich gut Sachen merken. Erst gestern hatte er mit Hegel argumentiert ohne Hegel jemals gelesen zu haben. Er hatte viel über ihn aufgeschnappt und es zeigt sich dass Halbwissen beeindruckend genug ist um zu gewinnen.

5. Du bist manchmal zu nachtragend

Haigha pfelgt über sich zu sagen: "Ich bin der Elefant."
Stimmt aber nur zum Teil. Die eigentliche Wut auf Menschen hält bei ihm nur sehr kurz. Danach ist alles nur noch Wettbewerb. Menschen und deren Dinge interessieren ihn hoffentlich nicht genug um mich über längere Zeit zu verstricken.

6. Deine Meinung ist immer die beste. Du hältst sehr viel von dir selbst.

Schon, ja. Jajaja. Aber das klingt von außen so einfach. Wie jeder Mensch ist er einfach der Überzeugung dass seine visuelle und kognitive Welt die Realität schlechthin sein muss. So ein Blödsinn, aber je mehr man die Wirklichkeit verneint, desto lustiger ist das So-tun-als-ob.
Pchiu, da explodiert seine Vorstellung von der Welt. Was soll das alles, was mache ich hier. Du bist doch dumm. Hast du nicht die Explosion gesehen? Da, der Atompilz. Sag doch was.
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