2
Nov
2014

EFILismus 1

Ah, das Leben eines Philosophen. Seit 25 Stunden wach mitsamt 3 Flaschen Wein und wenigen Litern Bier. Wie geht es Caraco eigentlich?

Er hasst Leibniz, und obwohl dessen Theorie von der PP eine durchaus durchdachte war, scheitert er an seiner eigenen Auffassungsgabe. Die Aussage, diese Welt ist die beste aller möglichen. Ich habe Tagträume davon eine Zeitmaschine zu bauen, Herrn Leibniz an den Haaren zu packen und aus seiner Bibliothek um die Welt zu schleifen. Hier läuft das Spiel ab, nicht in deinem Kopf. Der Gedankengang ist grundlegend falsch, weil er das Leben an sich als etwas Positives verbürgt. Benatar springt hier ein und macht mit seinem Asymmetrie-Argument die Geschichte logisch. Die Marsmenschen vermisst sich nicht, weil es ihn nicht gibt. Ungeborene stecken in keiner Vorhölle fest, sie bedürfen keiner Rettung. Nicht-Existenz vermisst Existenz nicht. Existenz vermisst aber immer Perfektion und Befriedigung. Existenz setzt den Willen zum Wollen frei.

Daraus ergibt sich, Leben ist grundlegend etwas Schlechtes. Existenz perpetuiert das Dasein von deterministisch induziertem Leiden. Kulturpessimismus vertritt die Überzeugung, daß es künftig nicht besser wird. Die Frage dahinter ist allerdings, wie jemand das leugnen kann? Formen und Farben des menschlichen Daseins haben sich über Jahrtausende nicht geändert. Die Zivilisation, also die Form durchaus. Verdrängung, Unterdrückung, Egoismus, Anthropozentrik, Krieg, Mord, Sucht und Erweiterung allerdings sind grundlegende Eigenschaften der Menschen. Allem voran allerdings ist es brutale Gewalt. Menschen beschweren sich über die dänischen Tierfickpuffs oder Pädophilenkreise, mit der Begründung, daß die empfangenden Sexpartner entweder nicht reif genug seien oder nicht über die Intelligenz verfügten diese Entscheidung für sich zu treffen. Aber Sex und Fortpflanzung ist in Ordnung? Ich selbst erinnere mich nicht daran einen Vertrag unterschrieben zu haben, der mich in eine Welt wirft, welche diese Fülle an Regeln aufwirft, innerhalb eines Körpers, der permanent gegen Roseau ins Feld ziehen möchte.

Fortpflanzung ist immer ein selbstsüchtiger Akt. Es gibt niemanden zu retten, es gibt keinen großen Reiz aus der Nichtexistenz in diese hier gezogen zu werden. Fortpflanzung ist Vergewaltigung. Mal ganz abgesehen von den ganzen Risiken von Armut, Down-Syndrom, Misshandlung, Depression und was es alles noch so gibt. Im Jahr 2010 erkrankten über 450.000 Menschen in Deutschland an Krebs. Reicht das nicht? Wer unterschreibt denn schon gerne einen Vertrag für seine Nachkommen, welcher besagt, daß dieser mit riesiger Wahrscheinlichkeit elendig an Krebs sterben wird.

Wir alle haben tolle Zeiten in dieser Existenz gehabt, ich weiß. Aber die meisten von uns haben noch nicht im Elend gelebt. Wenn der Hirntumor die Augäpfel aus der Höhle drückt, permanenter Schmerz, Hunger, Sehnsucht, gescheiterte Liebe, Versagen. Das sind alles Gefühle, welche man gerne aus seinem Leben verbannen möchte, die aber natürlich im wahrsten Sinne des Wortes sind. Menschlich, allzu menschlich.

Die Menschen versuchen es ewig erneut. Frankenstein war sich seiner Sache so sicher und was passiert? Er spielt mit dem Leben und bekommt Intelligenz, was wiederrum seine Welt zerstört. Sind die Analogien zu kompliziert, der Trieb zu stark oder die Tradition zu verfestigt? Hört einfach auf wegen einem „Ich will“ anderen Menschen die Bürde des Lebens aufzuerlegen. Bedenkt, kein Ungeborenes vermisst die Existenz, aber jeder Mensch leidet zu einem Zeitpunkt in seinem Leben. Und selbst wenn das noch jemand leugnen möchte, man kann sich sicher sein, >die meisten< werden es. Spielt nicht russisches Roulette.

Camus hatte einen angenommen schnellen Tod bei einem Autounfall. Schön für ihn. Bis dahin vertrieb er aber die Theorie vom Sisyphos als glücklichen Menschen. Im Tartaros den Felsen einen Berg hochzuschieben, nur damit er am anderen Ende wieder runter rollt, damit alles von vorne los geht. Die Analogie ist offensichtlich, die Absurdität der Existenz nicht nur anzunehmen, sondern positiv zu konnotieren.

Und hier sind wir tatsächlich beim Kern des Menschen angekommen. Es ist einfach, Menschheit bedeutet Illusion. Mal ganz abgesehen davon, daß wir uns sowas wie ein Ego einbilden, besteht Camus im Prinzip drauf, daß wir uns unser Leid schön und notwendig reden. Das heißt, uns in Illusionen hüllen. Das ist der prinzipielle Akt. Das ist was hunderte Tierarten ausgerottet, die Umwelt verpestet, mehrere Weltkriege erzeugt, Völkermorde angetrieben und Massenmord begünstigt hat. Es gibt kein Ziel, Determinismus ist Realität. Kann man das leugnen? Menschliches Dasein spiegelt sich in der Form einer Spirale wieder, der ewigen Wiederkunft, welche Nietzsche seiner Ansicht nach als lebensbejahend empfindet. Auch er lässt in seiner Philosophie den eigentlichen persönlichen Existenzialismus zu kurz kommen. Wie kann das alles gut sein? Wem nutzt das? Nietzsche auch nur ein Zahnrad im existenziellen Fleischwolf.
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