12
Feb
2014

Gerichtstermin #2

Richter: Meine Damen und Herren, bitte setzen sie sich. Ich begrüße sie zu diesem zweiten Verhandlungstag, betreffend den Vorfall rund um die Taten des Herrn Hase. Wir fahren nun fort mit der Befragung, zuerst bezüglich des Tathergangs an sich. Hier möchte ich die Zuhörer mit einem schwachen Magen vorwarnen, denn könnten die Ausführungen jenen vielleicht strapazieren. Bitte schildern sie, Herr Hase, nun den ersten Vorfall.

Haigha: Das werde ich, euer Ehren. Es gab zahlreiche Obdachlose die mich, wie in der gestrigen Sitzung erwähnt, durch ihre penetrante Art im Alltag ärgerten, doch war mein erstes Opfer keiner dieser Sorte. Er war allerdings einer der ersten Obdachlosen, die mir in dieser Stadt ins Blickfeld traten. Ich sah ihn oft mit seinen vielen Taschen und sogar einer Sackkarre um all seinen Unfug zu transportieren. Er schlief manchmal im Vorraum einer Bank unweit meines Hauses. Wenn ich ihn in der Fußgängerzone sah, führte er immer empörte Selbstgespräche. Mir war klar, daß ihn niemand vermissen würde.

Richter: Unsere Gesellschaft vermisst Menschen, Herr Hase. Egal an welcher Position sie stehen. Sagen sie mir, wie spielte sich die Tat selbst ab, nachdem wir nun erahnen können wie ihre Opferselektion ablief?

Haigha: Ein prekärer Schritt einer Person mit solch dunklen Fantasien ist der vom einfachen Grübeln zum Stalken. Man fängt an sich umzuschauen, ist quasi auf der Jagd. Diese dunkle Seite von der ich gestern sprach trieb mich des nachts nach draußen, in erster Linie augenscheinlich gar nicht mit bösartigen Absichten, doch war es schon so, daß ich die abendlichen Wanderrouten der Obdachlosen somit täglich studieren konnte. Ich sah wo sie her gingen und wo sie schliefen und im Endeffekt war es nur eine Frage der Zeit bis ich das ausnutzen würde.

Richter: Welche Wurzeln hatte ihr modus operandi?

Haigha: Vieles war ein Überbleibsel eines Rituals meinerseits, welches ich vor vielen Jahren in einer Zeit welche ich meine esoterische Phase nenne, benutzt hatte. Ich führte dieses zeitgleich mit Freunden aus Wien durch. Es nannte sich Pooka-Ritual, galt dem kleinen und grünen Volk und übte damals großen Eindruck auf mich aus. Ich trug während des Akts eine schwarze Maske, welche Teil des Rituals war und war mit einer Sichel bewaffnet.

Richter: Also war Ihnen das Ritual so wichtig, daß sie es in ihre Straftaten einbinden wollten?

Haigha: Das würde ich nicht mal sagen. Ich wollte nicht erkannt werden und erinnerte mich, daß ich eine schwarze Maske in meinem Schrank hatte. Ich wollte aber auch keine neuen Mordwerkzeuge kaufen, weil man diese eventuell zurück verfolgen könnte. Insofern gab ich mich mit dem zufrieden was ich hatte und benutzte es einfach entsprechend. Ich hätte eventuell davon abgesehen wenn ich mich mit der Idee des Pookas oder genauer des Tricksters gar nicht identifizieren könnte, aber mir gefiel die Vorstellung gut genug, als daß ich es im Endeffekt wirklich verwendete.

Richter: Gut, gut. Zurück zum Tathergang.

Haigha: Es lief so ab, daß ich bei meinen abendlichen Rundgängen die genannte Ausrüstung schon bei mir trug, sicher verpackt in einem Rucksack. Ich war also bei Sichtung des Opfers nach kurzer Zeit bereit meine monatelang gereifte Fantasie in die Tat umzusetzen.

Richter: Was taten sie dann?

Haigha: Also, ich sah den bereits erwähnten Bettler…

Richter: Obdachlosen.

Haigha: Den bereits erwähnten Obdachlosen an dem bekannten Fluss entlang laufen, warf in einer nahe gelegenen dunklen Ecke meinen Rucksack in die Wiese, zog meine Kapuze über, meine Maske an und nahm die Sichel. Ich schlich mich dann von hinten an, wobei ich durch die Selbstgespräche und die Trunkenheit des Obdachlosen nicht gehört wurde. An sich war die Sichel ein unpraktisches Werkzeug, weil sie nicht besonders scharf war. Ich musste also die Spitze nutzen und mit einem Schlag das Werk wenn möglich gleich beenden. Der Plan war jene Spitze in die Halsschlagader zu rammen und durch die Hebelwirkung welche eine Sichel bietet das Opfer gleich so gut es geht Richtung Fluss zu bewegen. Die Menge des Bluts war weitaus mehr als ich dachte, die Lautstärke des Opfers dagegen aber weitaus weniger. Ich möchte hier kurz betonen, daß es sich nicht toll anfühlte. Es war schwierig, unangenehm, belastend, anstrengend und sogar eklig. Das Töten selbst war keineswegs eine tolle oder schöne Erfahrung, im Gegenteil.

Richter: Fahren sie bitte fort über den Tathergang zu sprechen. Zu ihrer Gefühlswelt kommen wir später.

Haigha: Das werde ich, entschuldigen sie. Wie bereits erwähnt war der Blutverlust extremer als ich erwartet hatte, doch die Gegenwehr wiederrum auch weniger kompliziert als ich zuvor annahm. So beendete sich der Todeskampf schon nach gefühlten Sekunden, obwohl es mir schwer fällt den eigentlichen Todeszeitpunkt richtig einzuschätzen. Der weitere Verlauf bewog mich den Leichnam dann in die erstbeste Quelle von Wasser zu versenken, weil ich mal gelesen hatte, daß das die Spuren besser verwischt. Das ist so ziemlich genau der Ablauf des ersten Mordes. Der Obdachlose wurde völlig überrascht. Er sagte nichts bis auf etwas röcheln und ich hoffe, daß er auch nicht lange Schmerz spürte. Mir war die Blutlache in der Nähe des Gehwegs zwar unangenehm, doch musste ich diese einfach in Kauf nehmen, insbesondere im Hinblick auf meinem damals sofort einsetzenden Fluchtmechanismus.

Richter: Sie unterschlagen hier willentlich ein Detail?

Haigha: Nicht wirklich, Herr Richter. Das Detail auf welches sie womöglich hinaus wollen wäre dann in meiner Abhandlung über die emotionalen Tiefen der Tat betont worden.

Richter: Bitte erläutern sie dem Gericht jetzt wovon sie sprechen.

Haigha: Sehr wohl. Ein großer Teil meiner Taten beinhaltete es, ein Stück aus dem Leichnam zu schneiden und in meiner Wohnung zu verzehren.

Richter: Warum taten sie das?

Haigha: Ehrlich gesagt gab es schon öfters in verschiedensten Freundeskreisen meinerseits Diskussionen darüber wie Menschenfleisch wohl schmeckt. Ich glaube mein Gedankengang war so gestimmt, daß wenn ich schon jemanden umbringe, ich auch gerade diese alte Frage für mich klären kann. Es war also ein Akt von Neugier und guter Gelegenheit, so peinlich es mir auch ist das zu gestehen.

Richter: Trennten sie die Hautschichten ihrer Opfer mit der Sichel ab?

Haigha: Nein, ich benutzte dafür scharfe Messer, welche ich von meinen Eltern zu Weihnachten bekam.

Richter: Wir schließen diese Sitzung nun und fahren morgen fort. Bringen sie den Herrn Hase wieder in seine Zelle, den anderen Zuschauern wünsche ich noch einen schönen Tag und wir sehen uns morgen wieder.
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