Notizen aus der Gefangenschaft
Diesen kleinen Text schrieb ich, als ich das letzte mal weggesperrt war, für eine 10-tägige Entgiftung, welche Prozedere der Suchthilfe ist:
"Stadt, Land, Fluß" wurde nicht mit den Patienten im Hause 6.4. gespielt, da der Tag auch bereits 12 Stunden und 3 Tavor alt war. Somit fing der Gruppenleiter an zu sprechen und trug den Patienten die einzige obwohl unangekündigte Alternative zu.
"Ich werdet sterben (wenn ihr so weiter macht)" sagte er über eine halbe Stunde voll Monolog verteilt. Ausdrücke wie "bluten wie ein Schwein", "am eigenen Blut ersticken", sowie "man verblödet" wurden gewandt mit verschiedener Gestik und Mimik vorgetragen. Eine davon mit einem majestätisch erhobenen Kopf mitsamt emotionsloser Stimme, eine andere süffisant, nur unterbrochen von Ausbrüchen des Lachens.
Die Nebendarsteller reagieren gemischt darauf. Ein Mann schaut mit offenem Mund und hochrotem Gesicht den Rücken des Vorträgers an. Eine Dame, permanent den Blick auf den Boden gesenkt, wiederholt jeden Anfang und jedes Ende der Sätze des Erzählers. Mehrere Zuschauer verschränken nur die Arme und schweigen. Die Augen sprechen von Scham, Desinteresse oder Trauer.
Der Autor dieser Zeilen zittert vor Wut. Das ist ihm noch nie passiert. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit gilt Uhr und Tür.
"Ihr werdet alle sterben (wenn ihr so weiter macht)". Beginn und Pointe.
So darf der geneigte Leser sich die Ferien des Schreibers vorstellen. Nicht zu empfehlen.
"Stadt, Land, Fluß" wurde nicht mit den Patienten im Hause 6.4. gespielt, da der Tag auch bereits 12 Stunden und 3 Tavor alt war. Somit fing der Gruppenleiter an zu sprechen und trug den Patienten die einzige obwohl unangekündigte Alternative zu.
"Ich werdet sterben (wenn ihr so weiter macht)" sagte er über eine halbe Stunde voll Monolog verteilt. Ausdrücke wie "bluten wie ein Schwein", "am eigenen Blut ersticken", sowie "man verblödet" wurden gewandt mit verschiedener Gestik und Mimik vorgetragen. Eine davon mit einem majestätisch erhobenen Kopf mitsamt emotionsloser Stimme, eine andere süffisant, nur unterbrochen von Ausbrüchen des Lachens.
Die Nebendarsteller reagieren gemischt darauf. Ein Mann schaut mit offenem Mund und hochrotem Gesicht den Rücken des Vorträgers an. Eine Dame, permanent den Blick auf den Boden gesenkt, wiederholt jeden Anfang und jedes Ende der Sätze des Erzählers. Mehrere Zuschauer verschränken nur die Arme und schweigen. Die Augen sprechen von Scham, Desinteresse oder Trauer.
Der Autor dieser Zeilen zittert vor Wut. Das ist ihm noch nie passiert. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit gilt Uhr und Tür.
"Ihr werdet alle sterben (wenn ihr so weiter macht)". Beginn und Pointe.
So darf der geneigte Leser sich die Ferien des Schreibers vorstellen. Nicht zu empfehlen.
Märzhase - 10. Mär, 18:31